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Am Samstag stand in der Süddeutschen Zeitung ein Text von Tobias Kniebe, den ich so treffend fand, dass ich ihn hier kommentarlos, einschließlich des Appells am Schluss, wiedergeben möchte:
Neulich war plötzlich dieses Gefühl des Verlustes da, und seitdem weht Melancholie. Es begann mit einem Fernsehspot, in dem das 25. Jubiläum des Audi Quattro gefeiert wurde. Darin sah man kurze Ausschnitte aus legendären alten Filmen, die seinerzeit nicht nur den Quattro berühmt machten, sondern die ganze Marke Audi erfolgreich von ihrem Rentner-mit-Hut-Image befreit haben: Ein Quattro klettert eine finnische Sprungschanze hoch, einfach Vollgas und los, ganz bis nach oben; ein Quattro wird von einem Monstertruck über den Highway gejagt, der exakt so gefährlich aussieht wie in Spielbergs „Duell“ – nur dass es in Wahrheit um einen Abschleppvorgang geht; und schließlich ist da ein Quattro, der durch die Meeresbrandung braust, während sich hinten ein Mann drangehängt hat, der Wasserski fährt.
Wer in den achtziger Jahren manchmal ins Kino ging, kann sich an all diese Spots erinnern – die Werbung der letzten zehn Jahre hat dagegen nicht die geringsten Spuren im Gedächtnis hinterlassen.
Das zeigt, dass wir etwas Grundlegendes verloren haben – nämlich die Fähigkeit, über spektakuläre Bilder überhaupt noch zu staunen. Die Saurier von „Jurassic Park“ markieren den Punkt, wo plötzlich alles machbar war, wo wir ein letztes Mal ungläubig den Kopf geschüttelt haben. Alles, was danach kam, war nur noch digitale Zauberei: Spektakulär, okay, überwältigend, schon klar, aber nur ungefähr zwei Sekunden lang. Anschließend: Verpufft, vergessen, in tausend Pixel zerfallen. Die Misere der Gegenwart ist uns angesichts dieser alten, handgemachten, nicht-digitalen Audifilme erst so richtig klargeworden.
Seither fühlen wir uns wie Yoda am Ende des neuen „Star-Wars“-Films – und suchen eine Höhle, wo wir die nächsten zwanzig Jahre mit Meditation verbringen können.