The first 2.000 Years of Computing – Flashbacks vom Feinsten

Meine eigene Geschichte beginnt mit einer Lüge. Irgendwann im Jahre 1979 betrat ich, gerade 11 geworden, einen Kentucky Fried Chicken. Ich hatte nach der Schule meine Mutter besucht, die gegenüber als Sekretärin bei einer Autowerkstatt arbeitete. Sie hatte keine Zeit und drückte mir etwas Geld in die Hand, damit ich mir etwas zu essen holen konnte. In der Ecke stand ein großer klobiger Kasten, der letztes Mal noch nicht dagewesen war und bei dem es sich offenbar um einen Spielautomaten handelte. Der Automat sah anders aus als alles, was ich bisher gesehen hatte. Okay, ich hatte bisher eigentlich nur Flipper gesehen, deswegen war ich neugierig. In das Gerät war ein Bildschirm eingelassen und über diesen Bildschirm flimmerten seltsame, bunte Symbole, die sich beim Ansehen der Demo als Flugobjekte entpuppten. Die Ufos konnte man mit einer Kanone vom Himmel holen, voraus gesetzt man war schnell genug und wurde nicht selbst abgeschossen. Untermalt war das Spektakel mit einem ohrenbetäubende, blechernen Geballer, aber das störte mich nicht im Geringsten. Ganz im Gegensatz zu dem Typen hinter der Theke, der genervt die Augen verdrehte, als ich eine Münze in den Schlitz schob. Denn eins war klar: Das MUSSTE ich unbedingt ausprobieren. Meiner Mutter erzählte ich später, das Hähnchen sei gut gewesen, in Wahrheit hatte ich das ganzes Geld verzockt – mit Space Invaders.

Heute, über dreißig Jahre später, sind wir immer und überall von Computertechnologie umgeben und sie beeinflusst unser aller Leben in einem Maße, wie sich das damals, als ich meine Initiation erlebte, noch niemand vorstellen konnte. Außer vielleicht Science Fiction-Autoren, wenn man sie nach der Zukunft befragte, aber selbst die hauten mit ihren Prognosen meistens daneben, wie man rückblickend feststellen kann. Genau wie ich, hat wohl irgendwann jeder einmal ein Erlebnis gehabt, das ihn wie durch ein Kaninchenloch in jene neue, unbekannte Welt stürzen ließ und an das man sich heute noch genau erinnern kann. Ähnliche Schlüsselmomente hatte ich übrigens später noch öfter zum Beispiel als ich meinen ersten eignen Computer anschaltete, einen Commodore 64 (1985) oder als ich zum ersten Mal einen Chatroom betrat (1996). Die Ausstellung „Revolution: The First 2000 Years of Computing“, die im Computer History Museum in Mountain View, mitten im Silicon Valley gezeigt wird, inszeniert äußert eindrucksvoll und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln der modernen Museumstechnik die Geschichte des Computers, die länger zurückreicht, als uns das bewusst ist, wie der Titel andeutet. Ihre emotionale Wirkung entfaltet sie vor allem dadurch, dass die Artefakte, Filme und Interaktionsmöglichkeiten, die über 20 Räume verteilt sind, noch einmal unsere eigenen Geschichten lebendig werden lassen, besonders in dem Teil, der sich um die jüngere Vergangenheit dreht.

Von Alan Turing geknackt: die Enigma!

Besonders die Artefakte sind eindrucksvoll, auch wenn es sich in vielen Fällen um originalgetreue Nachbildungen handelt. So kann man die Enigma, jene legendäre Chiffriermaschine, die von den Deutschen im zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde ebenso bestaunen wie die Colossus, mit der es den Engländern schließlich gelang ihre Botschaften zu entschlüsseln. Neben, den historischen Meilensteilen – den Mainframes, Supercomputern, Minicomputern und Personal Computern – geht es auch um die Firmen, die hinter diesen bahnbrechenden Entwicklungen stehen und um deren Geschichte, die sie das Silicon Valley geprägt und zu dem gemacht hat, was es heute ist. Ein Sitzsack genannt „beanbag“, der heute in jedem Startup herumsteht, das irgendwie auf cool macht, verweist auf den legendären Xerox-PARC jener einzigartigen Kreativschmiede, die seinerzeit den Weg zu einer neuen, lockeren Unternehmenskultur gewiesen hat. Inzwischen schon ein Klassiker: die Tragetasche zur „Web 2.0“-Konferenz von O’Reilly Media aus dem Jahr 2004, auf der nach der geplatzten Internetblase, die Weichen für eine neue, bessere Zukunft gestellt und einer neuer Gründergeist heraufbeschworen wurde. Mit Erfolg wie sich später zeigte. Im letzten Exponat der Ausstellung findet die große Geschichte der Computertechnologie schließlich auf magische Art und Weise zur kleinen, zu meiner eigenen. Die Fläche dreht sich um das Web, um „Users as Contributers“ und um die Macht der vernetzte Kommunikation. Die Sektion „Going Viral“ zeigt historische Internet-Meme unter anderem das Dancing Baby (1996) sowie den Hampster Dance (1997) und schließt mit einem Verweis auf das Virale Marketing, dass sich diese Energie zu nutze macht.

Stichwort Users as Contributers: Was war euer Aha-Erlebnis in Sachen Computertechnologie? Ich würde mich freuen, wenn ihr es mit mir teilt – auf Facebook, Twitter oder hier in den Kommentaren.

Die Webseite zur Ausstellung

2 Antworten

  1. Mein Papi hat irgendwann um 1989 eine grosse vergilbte Kiste ins Eltern-Schlafzimmer gestellt. Mein Bruder und ich sassen auf dem Bett und schauten gespannt zu, wie er alles verkabelte und dann gings los. Nach einigem Rattern und einigem Rumgehacke auf der Tastatur tauchten sie auf, *pippiiip, grün auf schwarz, SPACE INVADERS! War das ein Spass!

  2. als ich irgendwann um die 90er einen super nintendo geschenkt bekommen habe, Streetfighter und super mario waren damals der heisse sh*t, seitdem bin ich vernarrt in technology und ihre rasante entwicklung!

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